Ausstellung
- Donnerstag, 12. Dezember 2024 18.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Viva Alemania
Vernissage und Podiumsgespräch
Deutschland im Wirtschaftswunder: Während der einmillionste Käfer vergoldet vom Band rollt, ruft Ludwig Erhard den „Wohlstand für alle“ aus. Um das möglich zu machen, werden Arbeitskräfte aus der ganzen Welt angeworben. So auch Armando Rodrigues de Sá, der bereits 1964 als 1.000.000 „Gastarbeiter“ mit einem Festakt in Empfang genommen wird. Eine dabei entstandene Fotografie zeigt de Sá auf einer nagelneuen Zündapp, die ihm als Geschenk übergeben wurde. Das Bild zirkuliert bis heute, um „Gastarbeit" in Deutschland zu illustrieren. Dabei steht es für ein Verständnis von Arbeitsmigration, das in einer postmigrantischen Gesellschaft vor allem von den Nachkommen dieser Migrantengeneration in Frage gestellt wird.
Die Ausstellung und das Podiumsgespräch stellen den Empfang im September 1964 in einen kritischen Bezugsrahmen und kontextualisieren ihn mit den konkreter werdenden Plänen zum Bau von Denkmälern zur Erinnerung an die „Gastarbeiter*innen“ in Hamburg, Köln oder Stuttgart. Doch wer entscheidet über die formale und inhaltliche Gestaltung solcher Erinnerungsorte? Wie können die Entstehungsprozesse konzipiert werden? Und ist der Begriff des Denkmals überhaupt zielführend oder ist er durch seine historische Verwendung ohnehin problematisch?
Anlässlich der Ausstellung gehen Paulino Miguel, Mekonnen Mesghena und Zahra Alibabanezhad Salem gemeinsam mit dem Publikum der Frage nach, wie die Lebensleistungen der „Gastarbeiter*innen“ zukünftig eine angemessene Repräsentation erfahren können. Vorab laden Mala Reinhardt und Patrick Lohse zu einer Führung durch die Ausstellung ein.
Die Podiumsgäste:
Zahra Alibabanezhad Salem hat Politikwissenschaft in Heidelberg studiert. Sie ist Vorsitzende des Migrationsbeirates in Mannheim und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der kommunalen Migrantenvertretungen Baden-Württemberg (LAKA).
Paulino José Miguel war bis Ende der 80er Jahre mosambikanischer Vertragsarbeiter in der DDR. Er arbeitete an Projekten zur Reintegration von Kindersoldaten, war Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei DOMiD in Köln und am Institut für Bildungswissenschaft in Heidelberg. Heute leitet er den Fachbereich Migration und Entwicklungspolitik beim Forum der Kulturen Stuttgart e.V., fördert Bildungsarbeit und berät migrantisch-diasporische Vereine.
Mekonnen Mesghena leitet das Referat "Migration & Diversity" der Heinrich-Böll-Stiftung, wo er sich auf Politikanalyse und -beratung, internationale Fachkonferenzen und die strategische Einführung von Diversity in Institutionen konzentriert.
Moderation: Aisha Camara ist Kuratorin, freie Moderatorin und interdisziplinäre Kommunikationsberaterin. Ihr Schaffen verortet sie an den Schnittstellen zwischen diskriminierungskritischer Kommunikation, Anti-Rassismus, rechter Gewalt, Antidiskriminierung, Kultur und politischer (Jugend-) Bildung.
Die Künstler*innen:
Mala Reinhardt arbeitet als Regisseurin und Produzentin von Dokumentarfilmen. Sie studierte Regie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam und zuvor Ethnologie in Köln, Neu-Delhi und Kampala. In ihrer filmischen Arbeit konzentriert Mala sich vor allem auf unerzählte Geschichten aus migrantischer und feministischer Perspektive.
Patrick Lohse hat an der Folkwang Universität der Künste Fotografie studiert. Ausgehend von Strategien des Dokumentarischen verbindet er in seinen Arbeiten verschiedene mediale Techniken miteinander. Seine Fotografien, Filme und Installationen stellen vor allem Themen zentral, die in den öffentlichen Diskursen unterrepräsentiert sind. Im Fokus der vergangenen Jahre stand dabei die kritische Auseinandersetzung mit deutscher Erinnerungskultur sowie Gefängnis und Strafe. Seit 2021 ist Patrick Lohse auch als Lehrbeauftragter für künstlerische Fotografie an der Ruhr-Universität in Bochum tätig.
Veranstaltungsort:
Palermo Galerie
Prisma/Schwabenbräu Passage
Bahnhofstraße 14-18
70372 Stuttgart
- Adresse
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▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
- Veranstalter/in
- Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
- Sprache
- Deutsch