- Donnerstag, 30. November 2006 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Vortrag: From undoing to overdoing gender while doing science, Berlin
Doing Gender While Doing Science
Wissenschaftliche Praxis besitzt wie jede andere soziale Praxis auch eine darstellerische Komponente. Inszeniert werden nicht nur Professionalität und fachspezifische Zugehörigkeit, sondern auch das Geschlecht. Die Formel „doing gender while doing professional“ bringt die Vorstellung einer Ko-Produktion von Geschlecht und Professionalität treffend auf den Punkt. In Abweichung der Annahme einer durchgängigen Inszenierung von Geschlecht geht der Vortrag davon aus, dass professionelles Handeln nicht in jedem Fall geschlechtlich aufgeladen ist und verschiedenste Spielarten der Verschränkung denkbar sind. Die Spielräume zur Geschlechtsdarstellung variieren je nach Kontext: Einzelne Disziplinen bieten unterschiedliche Entfaltungsrahmen für das Ausagieren von Geschlechtlichkeit und Beruflichkeit. Der Vortrag rückt die disziplinenspezifischen Varianten des „(un)doing gender“ ins Zentrum. Gründend auf einer Untersuchung, die die wissenschaftlichen Kulturen der Architektur, der Botanik, der Meteorologie und der Pharmazie in ethnographischen Fallstudien vergleichend erkundete, illustriert der Vortrag, wie ihr Geschlecht für die einzelnen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen je nach disziplinärem Kontext einen Stolperstein, einen Katalysator oder lediglich ein irrelevantes Beiwerk für die karriereförderliche Inszenierung professioneller Zugehörigkeit und wissenschaftlicher Expertise bildet.
Dr. Martina Merz, seit Oktober 2006 Förderprofessorin des Schweizerischen Nationalfonds am Soziologischen Seminar der Universität Luzern. Die promovierte Physikerin (München) ist seit mehr als einem Jahrzehnt in der sozial- und ulturwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung sowie in der Geschlechterforschung tätig und hat als leitende Wissenschaftlerin bzw. Dozentin an den Universitäten Lausanne, Bielefeld und Wien sowie an der ETH Zürich und der EMPA in St. Gallen gearbeitet. Ihr besonderes Interesse gilt der vergleichenden Analyse zeitgenössischer Wissenskulturen in Hinblick auf ihre epistemischen Praktiken, sozialen Formen und kulturellen Deutungen.