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Online-Veranstaltung

Mittwoch, 14. Juli 2021 16.00 – 18.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Online-Veranstaltung

Wahre Männlichkeit? Männlichkeiten und Männlichkeitsbilder in der Neuen Rechten

#5 Rechte Männer in der Arbeiter*innenbewegung?! Analysen und Herausforderungen

Mit Prof. Dr. Klaus Dörre, Arbeits-,-Industrie- und Wirtschaftssoziologe an der Friedrich Schiller Universität Jena

Klaus Dörre beleuchtet in seinem Vortrag Dynamiken der Entstehung bzw. Ausbreitung rechtspopulistischer und rechtsextremer Einstellungen bei Arbeiter*innen. Aus seiner Perspektive lässt sich eine kontinuierliche Abkoppelung der sozialen Unter- und Arbeiter*innenklassen von ihren ehemals vorhandenen politischen Formen der Repräsentation erkennen. Diese ist mit zunehmenden rechten Orientierungen in der Arbeiter*innenschaft verbunden. Als Fragen wirft er dabei auf, ob solche Phänomene zutreffend als »Arbeiterbewegungen von rechts« bezeichnet werden können, welche Ursachen und Motive für den Aufstieg des rechten Populismus unter Arbeiter*innen verantwortlich sind und, ob bzw. inwiefern soziale Deklassierung und Deprivation ausschlaggebend sind.

Ein Fokus sind die Verflechtungen von Erwerbsarbeit, Männlichkeitskonstruktionen und sozialer Reproduktion, die sich im Zuge des gesellschaftlichen Wandels seit der Jahrtausendwende beobachten lassen. Für die Diskussion stellt Dörre u.a. vor, welche Herausforderungen diese Erkenntnisse für die politische Bildung, insbesondere innerhalb der Gewerkschaften, bedeuten könnten. Weitere Diskussionfragen sind: Was sind Ursachen für die steigende Attraktivität rechter Männlichkeiten? Welche Konstruktionsmechanismen (re)produzieren sie und mittels welcher Politiken und Aktivitäten können Alternativen zu rechten Männlichkeitskonstruktionen und -bildern ermöglicht und unterstützt werden?

 

Informationen zur Veranstaltungsreihe

Weltweit ist ein Erstarken national-völkischer, neu-rechter Politiken zu beobachten. Dieser politische Megatrend bedient sich, wenn auch regional in ganz unterschiedlicher Ausprägung, verschiedener z.T. rassifizierender Zuschreibungen ethnischer, kultureller, nationaler, geschlechtlicher oder religiöser Gruppenidentitäten. In der politischen Auseinandersetzung wird von neu-rechten Akteur*innen eine Politik der Ausgrenzung und Abwertung dieser als „Andere“ oder „fremd“ markierten Gruppen forciert.

Mit den Wahlerfolgen der AfD ist - wenn auch im europäischen Vergleich verspätet - dieser Trend auch in Deutschland sichtbar geworden und stößt vor allem in gesellschaftlichen Debatten über Geschlecht und Männlichkeiten auf besondere Akzeptanz. Bisher als sicher geglaubte und als allgemein anerkannt angenommene Vorstellungen von Männlichkeit scheinen an Gültigkeit zu verlieren. Es entsteht der Wunsch, die als bedroht wahrgenommene geschlechtliche Gewissheit, z.B. „echte“ oder „wahre Männlichkeit“, wiederherzustellen.

In Deutschland lassen sich die Auswirkungen dieser Weltsicht z.B. an der steigenden Zahl von rassistischen und gewalttätigen Übergriffen auf Alles und Alle als nicht zugehörig gedeutete ablesen. Dazu zählen die Hetzjagden in Chemnitz, die Ermordung von Walter Lübke, der antisemitische und von antifeministischer Aufladung geprägte Anschlag in Halle, der rassistische Anschlag in Hanau, völkische und misogyne Hetze und Provokationen, die Nutzung polizeilicher Infrastrukturen für Morddrohungen u.a. gegen Politiker*innen und rechte Gesinnungen beim Kommando Spezialkräfte. Gemeinsam ist diesen Übergriffen, dass einerseits überwiegend Männer als Täter agieren und es sich andererseits bei den Angegriffenen um rassifizierte, migrantische und/oder marginalisierte Menschengruppen handelt, u.a. Schwarze, PoC, LGBTIQ-Personen, aber auch Frauen und Männer, die nicht dem traditionellen Bild von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen.

Bisherige Erklärungsmuster und Deutungsangebote variieren erheblich. Die Veranstaltungsreihe bietet Diskussionen und Debatten über verschiedene wissenschaftliche Erklärungsansätze für das weltweite Erstarken rechts-nationaler Politiken, die Auskunft geben über Ursachen für die steigende Attraktivität und die Konstruktionsmechanismen rechter Männlichkeiten. Ebenso sollen Politiken und Handlungsoptionen vorgestellt werden, die Alternativen zu rechten Männlichkeitskonstruktionen und -bildern ermöglichen und unterstützen. Dazu gehört auch der Blick auf Rahmenbedingungen, die die kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeiten begünstigen oder verhindern. Im Sinne eines intersektionalen Ansatzes werden verschiedene soziale Dimensionen und deren Zusammenwirken betrachtet.

Die Veranstaltungsreihe richtet sich an praxisnahe Akteur*innen, Fachkräfte und Multiplikator*innen, die mit Jungen* und Männern* arbeiten sowie an Menschen aus der Männlichkeits- und Geschlechterforschung sowie der Politik.

Die Veranstaltungsreihe mündet in eine Tagung im Herbst 2021, die die Erkenntnisse aus den Fachgesprächen aufnimmt und bündelt.

Eine Videodokumentation der bisherigen Termine finden Sie hier (Link auf https://www.gwi-boell.de/de/online-fachgespraechsreihe-wahre-maennlichkeit ).

Termine

Dienstag 17. November 2020,16-18 Uhr

#1 Männlichkeit(en) in Rechtspopulismus und Rechtsextremismus – Auswirkungen auf die Soziale Arbeit

Mit Prof. Dr. Fabian Lamp, University of Applied Sciences, Kiel

 

Mittwoch 27. Januar 2021, 16-18 Uhr

#2 Männlichkeit und autoritärer Charakter -

sozialpsychologische Deutungen rechter Weltanschauungen

Mit Priv.-Doz. Dr. Sebastian Winter, Hochschule Hannover

 

Dienstag, 23. März 2021, 16 - 18 Uhr

#3 Männlichkeit(en) und die Ideologie der Ungleichwertigkeit - ein

präventiver Blick aus der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus

Mit Torsten Nagel, Leiter der Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt Schleswig Holstein

 

Mittwoch, 19. Mai 2021, 16 - 18 Uhr

#4 Rassifizierung von Männlichkeiten

Mit Özcan Karadeniz, Politikwissenschaftler und Geschäftsführer des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften in Leipzig.

 

Mi 14. Juli 2021, 16-18 Uhr

#5 Rechte Männer in der Arbeiter*innenbewegung - Analysen und Herausforderungen“

Mit Prof. Dr. Klaus Dörre, Universität Jena

 

Veranstalter*innen

Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Netzwerk Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse

 

Fachkontakt

Henning von Bargen, Gunda-Werner-Institut, vonbargen@boell.de

 


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