- Donnerstag, 16. November 2006 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Was ist heute „konservativ“?
Der Konservatismus, insbesondere in seiner
politischen Gestalt, der CDU/CSU, galt
lange als der Hauptgegner der
grün-alternativen Bewegung schlechthin.
Wenngleich schon im grünen
Parteigründungsprozess 1979/1980
konservative Kreise, die sich vor allem aus
ökologischen Gründen von der CDU
emanzipiert hatten, ihren Weg zu den Grünen
fanden, blieben sie dort doch eher
marginal. Das hat sich in den letzten
Jahren insofern geändert, wie sich die
Wähler- und Mitgliedschaft der grünen
Partei gewandelt hat: "Keine Partei ist
bürgerlicher als sie", stellte vor kurzem
der Göttinger Politikwissenschaftler Franz
Walter fest.<br>
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Wie die Grünen selbst ist das Konservative
durch eine Metamorphose gegangen, in der es
sich von der feindlichen Bedrohung nach der
Verpuppung zu einem integralen Bestandteil
grüner Identität gewandelt hat.
Folgerichtig sind Koalitionen mit der
Union, wie mittlerweile auch in Frankfurt
a. M., keine Ausnahme mehr, geschweige denn
ein Verstoß gegen die "reine Lehre" grünen
Politikverständnisses.<br>
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Aber auch umgekehrt ist der traditionelle
Konservatismus nicht mehr der alte. Mit der
liberalen Säkularisierung westlicher
Gesellschaften, den Entwicklungen in
Wissenschaft und Technik und vor allem der
Globalisierung stehen auch für den
Konservatismus sicher geglaubte Tatbestände
und Werte vor großen Herausforderungen. Auf
diese Herausforderungen kann verschieden
reagiert werden: Entweder mit der
Beschwörung traditioneller Werte, die gegen
gesellschaftliche Realitäten und
Entwicklungen immun sind und dennoch
durchgesetzt werden (sollen) oder mit
Modernisierung und dadurch verbesserter
Anpassungsfähigkeit unter gleichzeitiger
Aufrechterhaltung von festzulegenden
Kernbeständen des konservativen Menschen-
und Weltbildes, mit dem Ziel die politische
Hegemonie (wieder) zu erobern.<br>
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Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragen:<br>
- Was macht den (politischen)
Konservatismus im Kern aus? Welche
Bestandteile sind unhintergehbar, welche
verzichtbar, um anschlussfähig und
potenziell mehrheitsfähig zu sein?<br>
- In welchem Verhältnis steht die
grün-alternative Bewegung zum
Konservatismus? Können bzw. sollten
Alternative und Konservative in einen
wechselseitigen Lernprozess eintreten?<br>
- Und wie sieht es mit der Kehrseite aus:
Antiliberales, antimodernes und auch
antidemokratisches Denken und Handeln
speist sich nicht selten aus einem
konservativ geprägten Ideologiereservoir.
Stellt der Konservatismus in
fundamentalistischer Ausprägung - siehe
Polen, USA… - möglicherweise eine
ernsthafte Bedrohung für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt und den
Frieden dar?<br>
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mit:<br>
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<b>Paul Nolte</b><br>
Professor für Neuere Geschichte, Freie
Universität Berlin<br>
<br>
<b>Micha Brumlik</b><br>
Professor für Erziehungswissenschaften,
JWG-Universität Frankfurt a. M.<br>
<br>
Moderation:<br>
<b>Matthias Arning</b>, Frankfurter
Rundschau<br>
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Hessen