- Dienstag, 24. Oktober 2006 18.00 – 20.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Was ist heute „neoliberal“?
Ein neues Gespenst geht um auf unserem
Globus: der Neoliberalismus! Handelt es
sich um Massenentlassungen, Stellenabbau,
Werksschließungen oder um andere
ökonomische Schandtaten, wer ist Schuld -
der Neoliberalismus! Werden öffentliche
Einrichtungen verkauft oder privatisiert,
Partnerschaften der öffentlichen Hände mit
privaten Unternehmen eingegangen, unter
anderem um Steuergelder effizienter
einzusetzen oder auch, um Innovationen zu
fördern, muss der Vorwurf neoliberalen
Agierens nicht lange auf sich warten
lassen. Auch Natur- und Umweltkatastrophen
werden nicht selten mit neoliberaler
Profitgier und Menschenverachtung in
Verbindung gebracht. Selbst der
demographische Wandel ist für gar nicht so
wenige Menschen eine rein neoliberale
Erfindung, die nur dazu dient, den Menschen
Angst zu machen, die Arbeitsbedingungen
einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer/innen
zu verändern und die Löhne und Gehälter zu
senken.<br>
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Diese Liste der Schandtaten ließe sich
beliebig fortsetzen. Doch hinterfragt man
diese simplifizierenden Erklärungsmuster,
gerät man schnell ins Grübeln: Was hat das
eigentlich mit dem Liberalismus zu tun, und
vor allem, was ist daran "neo"? Und was ist
eigentlich der Neoliberalismus an sich?
Eine Geisteshaltung? Eine Einstellung? Ein
politisch-ökonomisches Konzept?
Wie kommt es, dass man den Eindruck
gewinnt, dass dieser Neoliberalismus in der
Vorstellungswelt seiner Kritiker so
wirkungsmächtig ist, dass er seine
Vorstellungen und Ziele mehr oder weniger
ohne Abstriche in die Realität umsetzen
kann? Und dass offenbar viele Menschen
glauben, dass dem so sei? Wie eigentlich
sieht die Materialisierung des
Neoliberalismus' aus - sieht er aus wie
eine Konzernzentrale mit (oder ohne)
menschlichem Antlitz? Was verbirgt sich
konkret hinter diesem anonymen
Generalagenten für alles Negative?
Hat der Neoliberalismus auch positive
Seiten, die es evtl. zu stärken gilt?
Vertritt er nicht auch Interessen, die
nicht den globalen Akteuren in Industrie,
Handel und Finanzen entsprechen? Leistet er
einen Beitrag zur Lösung der Probleme
unserer Zeit? Was ist die Alternative zum
Neoliberalismus, wenn man zu der
Einschätzung gelangt, dass es sich um ein
unerwünschtes Phänomen mit mehr negativen
als positiven Seiten handelt?<br>
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Politisch gesehen spielten liberale
Einstellungen in der grün-alternativen
Bewegung immer eine bedeutende Rolle. Was
folgt daraus für das Verhältnis zum
Phänomen des Neoliberalismus? Ergeben sich
aus den unterschiedlichen Antworten, die
auf diese Frage möglich sind, sich in der
Zielsetzung widersprechende, vielleicht
sogar sich ausschließende, politische
Strategien und Bündnisoptionen? Womöglich
mit dem Potential der Spaltung der grünen
Partei?<br>
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mit:<br>
<br>
<b>Matthias Berninger</b><br>
MdB, Landesvorstandssprecher Bündnis 90/Die
Grünen in Hessen, Kassel<br>
<br>
<b>Sven Giegold</b><br>
Attac Deutschland, Verden<br>
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Moderation:<br>
<b>Matthias Arning</b>, Frankfurter
Rundschau<br>
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Hessen