- Donnerstag, 26. Oktober 2006 00.00 Uhr – Freitag, 27. Oktober 2006, 00.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Wasser im Visier: Die Kommerzialisierung eines öffentlichen Gutes. Chance oder Gefahr für eine nachhaltige Entwicklung
Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Geld machen mit allem was nicht niet- und
nagelfest ist – auch mit Wasser. Diese
Wahrheit reiht sich so selbstverständlich
in den Reigen der Kapitalismuslogik ein,
wie eben auch Gemeindegüter wie Ländereien,
Seen, Inseln, Schienennetze und Gebäude vom
Staat an Private verkauft werden. Die
Schwierigkeit beim Wasser ist aber, dass es
sich eben um ein existentielles, ja für das
Überleben des Menschen unersetzbares Gut
handelt. Dem Wasser als öffentliches
Allgemeingut steht also die
Kommerzialisierung der Wasserwirtschaft
gegenüber. Es ist somit nicht nur der
Zugang zu sauberem Trinkwasser, sondern
auch die Abwasserentsorgung, die aus
staatlichen oder kommunalen Händen gegeben
und gewinnbringenden Marktmechanismen
unterworfen wird.
Mit dieser Problematik befasst sich die 2.
internationale Nachhaltigkeitskonferenz der
Rosa-Luxemburg-Stiftung. Zwar ist in den
meisten EU-Staaten die Wasserversorgung
noch in öffentlicher (kommunaler) Hand,
doch beteiligen sich in vielen Ländern
inzwischen private Anbieter und wird
entsprechend restrukturiert. Die Folgen
sind De- und Re-Regulierungen des
Wassersektors. Vorreiter der
Kommerzialisierung und Privatisierung ist
Großbritannien. Dort ist die gesamte
Wasserversorgung in privater Hand. Doch
nicht nur in der EU, weltweit ist der immer
stärker werdende Kommerzialisierungstrend
sichtbar. In Südamerika gehen die Menschen
dagegen auf die Straße und es bildet sich
Widerstand. Das bolivianische Cochabamba
war dafür beispielhaft. In Indien und China
vereinnahmen Wasserkraftwerke
Naturressourcen und damit das Gemeingut
Wasser. In Südafrika bestimmen zweifelhafte
Chipkartensysteme den Zugang zu sauberem
Trinkwasser.
Die Konferenz will versuchen, den
herrschenden linken Diskurs in den
Konflikten um Privatisierung leicht zu
verschieben. Die Analyse und Lösungssuche
soll also nicht entlang der Dichotomie von
staatlich versus privat (zumeist
gleichbedeutend mit „gut versus schlecht“)
vorgenommen werden.
Das Augenmerk wird stärker auf den Wandel
der Handlungslogik gelegt. Das heißt, nicht
so sehr die Rechtsform des Anbieters der
Wasserversorgung wird in den Vordergrund
gestellt (also die Frage, ist der
Eigentümer staatlich oder privat), sondern
die Handlungslogik, unter der das Wasser
hergestellt und angeboten wird
(gemeinwohlorientiert oder
gewinnorientiert). Wasser als Lebensquell,
sollte die öffentliche oder private Hand
darüber entscheiden? Wie verändert sich die
Handlungslogik bei Kommerzialisierung und
Privatisierung des Wassersektors?
www.rosalux.de