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Ausstellung

Samstag, 11. April 2015 – Sonntag, 17. Mai 2015 In meinem Kalender speichern

Ausstellung

„We are still here“

Kunst- und Begegnungsprojekt

„`Vernichtung durch Arbeit` has failed. We are still here“ schrieb Jana Zimmer am 9. September 2007 auf einen Zettel, den sie unter eine Gedenktafel für die Zwangsarbeiterinnen der „Freia GmbH“ am heutigen Landratsamt in Freiberg legte. Ihre Mutter war eine der 1.000 Häftlingsfrauen, die im Spätsommer und Herbst 1944 aus Auschwitz nach Freiberg verschleppt wurden, um hier Hitlers „Wunderwaffen“ für den „Endsieg“ zu bauen.

Vielen ist bis heute nicht bewusst, dass das eher kleine sächsische Freiberg in den letzten Kriegsmonaten noch zu einem der herausragenden Standorte nationalsozialistischer Weltherrschaftspläne und der „Endlösung der Judenfrage“ wurde.

Hier sollten in einem neuerrichteten Betriebsteil der Potsdamer ARADO Flugzeugwerke Bauteile des zu dieser Zeit modernsten Jagdbombers der Welt, der strahlgetriebenen Ar 234 B, montiert werden. Die Nazis hofften, mit dieser „Wunderwaffe“ den längst verlorenen Krieg noch in letzter Minute wenden zu können
Die Arbeitskräfte dafür sollte die „Freia GmbH“ sichern. Das dem ARADO Rüstungswerk zugeordnete KZ Freiberg, eines der größten Außenlager des KZ Flossenbürg, brachte die geplante „Endlösung der Judenfrage“ von Auschwitz nach Freiberg. Denn die nach Freiberg verschleppten Jüdinnen waren zum Tode bestimmt. Hier gab es zwar keine Gaskammern. Das KZ Freiberg war ein Zwangsarbeitslager, kein Vernichtungsort. Das Ziel gegenüber den hier unmenschlich ausgebeuteten Mädchen und Frauen aber blieb: „Vernichtung durch Arbeit“.

 

„We are still here“ benennt das Scheitern des Nationalsozialismus, des  „Endsiegs“ und des antisemitischen, rassistischen Irrsinns der „Endlösung“.

„We are still here“ erinnert 70 Jahre nach Kriegsende und Befreiung zornig und trotzig daran, dass die jüdischen Zwangsarbeiterinnen von Freiberg nicht aus der Erinnerung der Stadt Freiberg zu tilgen sind, so sehr es hier auch jahrzehntelang bis 1989 versucht worden ist.

„We are still here“ appelliert an uns alle, nicht zu vergessen.

„We are still here“ ist die Mahnung an uns Heutige, immer und überall für die Würde und Freiheit jedes einzelnen Menschen – unabhängig von dessen Herkunft, Hautfarbe und Bekenntnis – einzutreten.

„We are still here“ ist das Motto des Kunst- und Begegnungsprojekts, das aus Anlass des 70. Jahrestages von Kriegsende und Befreiung vom 11. April bis zum 17. Mai 2015 in der Freiberger Nikolaikirche und im Mittelsächsischen Theater Freiberg stattfindet.

Drei Künstlerinnen aus drei Ländern und aus drei Generationen stellen eine Auswahl ihrer Werke vor, in denen sie die Shoah und ihre Nachwirkungen, aber auch ihre Bekenntnis zu Menschenwürde und Toleranz in unserer Gegenwart verarbeiten.

Alle drei sind biografisch oder in ihrer künstlerischen Arbeit mit der jüngeren Geschichte Freibergs als Ort von Judenverfolgung und Zwangsarbeit verbunden:

Helga Hošková, die als 14jährige eine der jüngsten Zwangsarbeiterinnen der „Freia GmbH“ war, Jana Zimmer, deren Mutter dieses Lager überlebte, und Stefanie Busch, die als junge Dresdner Künstlerin im Jahr 2013 zusammen mit Freiberger Schülerinnen und Schülern eine Gedenkwand an die Leiden jener Mädchen und Frauen am Ort des KZ Freiberg, dem heutigen Berufsschulzentrum „Julius Weisbach“ am Schachtweg, schuf.

Im Mittelsächsischen Theater Freiberg stellen wir Kinderzeichnungen aus, die als „Zeitzeugenschaft“ der nationalsozialistischen Verfolgung Einblicke in die Realität verfolgter jüdischer Mädchen geben:

den Zyklus „Zeichne, was Du siehst” mit Kinderzeichnungen der 12jährigen Helga Weiss aus dem Ghetto Theresienstadt und die Theresienstädter Kinderzeichnungen von  Marketa Zimmerová, der in Auschwitz ermordeten Halbschwester von Jana Zimmer.

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Veranstalter*in
Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)