Diskussionsabend
- Montag, 05. Mai 2014 19.30 In meinem Kalender speichern
Wem gehört der Sport? (1902-14)
Grüner Salon Debatte Münster
Ob Massenproteste in Brasilien, Demonstrationen gegen diskriminierende Verhältnisse in Gastgeberländern oder die demokratische Ablehnung von Olympiabewerbungen: In den letzten Wochen und Monaten sind sportliche Großereignisse breit in der Öffentlichkeit diskutiert worden.
Im Super-Sportjahr 2014 (Olympische Winderspiele in Sotschi, Fußball WM in Brasilien u.a.) standen und stehen dabei nicht nur die sportlichen Leistungen im Mittelpunkt, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Nicht nur in den Gastgeberländern gibt es breite Proteste gegen undemokratische Strukturen und Menschenrechtsverletzungen. Im Mittelpunkt der Kritik steht dabei auch die Frage nach der finanzpolitischen Prioritätensetzung. Was soll sich die öffentliche Hand solche Mega-Events noch kosten lassen? Der Ruf nach einem Ende des Gigantismus wird unter den Sportfans immer lauter. Doch dringen die überhaupt zu den Verantwortlichen durch?
Die Boykott-Diskussionen und das Relativieren von Kritik durch internationale Sportfunktionäre zeigt, wie überdreht das gesamte System scheint und wie hilflos die Politik dem Treiben zuschaut. Oder hat die Politik noch Einfluss?
Einerseits ist es wichtig, dass der Sport Räume schafft, die jenseits der großen Politik Möglichkeiten für Begegnungen eröffnen. Andererseits ist es ein schmaler Grad zwischen dem vermeintlich unpolitischen Sport und der propagandistischen Nutzbarmachung bunter und fröhlicher Sportereignisse. Es stellt sich also letztlich die Frage nach der Möglichkeit von nachhaltigen Sportgroßveranstaltungen in demokratischen Systemen. Welchen Nachhall findet der Ruf der verlorenen Volksentscheide in München für eine Olympiabewerbung? War dies tatsächlich der Ruf nach Beendigung von „Immer höher, immer weiter, immer größer“? Wie schafft man Sport mit und für die Menschen vor Ort statt gegen Sie?
Braucht der internationale Sport angesichts von sklavereiähnlichen Arbeitsbedingungen in Katar, undurchsichtigen Finanztransaktionen im Vorfeld von Vergaben und schwierigen Menschenrechtslagen in vielen Teilen der Welt neue Vergaberichtlinien für Sportgroßveranstaltungen?
Und: Sind Olympische Spiele noch zeitgemäß? Welche Werte verbinden wir eigentlich noch mit dem sportlichen Treffen der Jugend der Welt? Was bedeuten die anhalten Diskussionen über korrupte Strukturen in den großen Weltverbänden für die Akzeptanz von sportlichen Großereignissen? Welche Verantwortung haben die nationalen und regionalen Verbände?Was bleibt vom Volkswillen letztlich während der Spiele übrig? Welche Rolle spielt der/die einzelne AthletIn noch? Wie politisch können, sollen und dürfen AthletInnen sein?
Fragen, die es zu diskutieren und Herausforderungen, die es anzupacken gilt. Der organisierte Sport droht in eine Glaubwürdigkeitskrise zu geraten, die auch die Frage nach seinem zivilgesellschaftlichen Nutzen in den Fokus öffentlicher Debatten rückt.
Und: Was hat das alles mit Münster zu tun? Wie wirken sich diese sportlichen und politischen Grundsatzentscheidungen auf den kommunalen Sport aus? Dreht sich jetzt alles nur noch um den großen Sport und fällt der Breitensport damit hintenüber? Besteht die Gefahr, dass ein richtiges und sinnvolles Verhältnis von Spitzen- und Breitensport in die Brüche geht bzw. sich gar nicht entwickeln kann?
Zu den ReferentInnen:
Thomas Kistner, Journalist, Sportredakteur der Süddeutschen Zeitung, der vor allem für investigative Beiträge zu den Schattenseiten des Geschäfts, etwa Doping und Kriminalität bekannt ist ("das schlechte Gewissen des deutschen Sportjournalismus" (Spiegel). 2006 wurde er zum "Sportjournalist des Jahres" gekürt , 2008 bekam er für den Artikel „Spritzensport Fußball“ (Süddeutsche Zeitung Magazin) den Theodor-Wolff-Preis. Schon in den 1990er Jahren schrieb er Sachbücher. 2012 kam das Werk auf den Markt, das die höchsten Wellen schlug, die Kriminalgeschichte des größten Sportverbandes FIFA unter dem Titel FIFA-Mafia. Dazu schrieb die Wochenzeitung Die Zeit: „seit das Buch Fifa-Mafia erschienen ist, kann es keinen Zweifel mehr daran geben, dass die Führung des Weltfußballverbands in ihrer geheimnisumwitterten Zentrale oberhalb der Stadt Zürich ein krummes Ding nach dem andern dreht.“Es bekam von der Deutsche Akademie für Fußball-Kultur den Preis für das beste Fußballbuch 2012.
http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Kistner
Imke Duplitzer, kritische Athletin, Fechterin, Olympiateilnehmerin, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Imke_Duplitzer
Imke Duplitzer ist eine aktive deutsche Degenfechterin und war von 2011–2013 Präsidentin des Fechtvereins OFC Bonn, ihrer langjährigen Trainingsstätte und Trägerverein des Leistungszentrums Bonn. Von Beruf ist sie Sportsoldatin (Hauptfeldwebel in der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Köln) und Tauchlehrerin (PADI-Instruktorin).
Erfolge im Degenfechten: Vizeweltmeisterin 2002; Europameisterin 1999, 2010; Deutsche Meisterin 1999, 2000, 2001, 2002, 2004, 2006, 2010; Militärweltmeisterin 1997 und 1999; mit der deutschen Degenfechterinnen-Nationalmannschaft mehrfache Medaillengewinnerin bei Weltmeisterschaften und Olympia-Teilnehmerin 1996, 2000, 2004, 2008 und 2012
Mit der deutschen Degenmannschaft errang sie bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Silbermedaille. Dabei gelang ihr das Kunststück, im allerletzten Gefecht des Halbfinales gegen Frankreich gegen Laura Flessel-Colovic in den letzten sieben Sekunden der regulären Zeit einen Zweitreffer-Rückstand aufzuholen und bereits nach drei Sekunden der Verlängerung den Siegtreffer zu markieren.
Michael Vesper, Deutscher Olympischer Sportbund ( DOSB) und Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Seit 1.10.2006 bekleidet er das Amt des Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
1995 wurde Vesper als Minister für Bauen und Wohnen sowie als Stellvertreter des Ministerpräsidenten in die von Johannes Rau geführte Landesregierung von Nordrhein-Westfalen berufen. Diese Ämter behielt er auch unter dessen Amtsnachfolger Wolfgang Clement. Nach der Landtagswahl 2000 wurde er erneut zum Stellvertretenden Ministerpräsidenten und zum Minister für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport ernannt. Diese Funktionen behielt er auch unter Clements Nachfolger Peer Steinbrück.
Veranstaltungsort:
Lesesaal der Stadtbücherei
Alter Steinweg 11
48143 Münster
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- Veranstalter*in
- Landesstiftung Nordrhein-Westfalen
- Teilnahmegebühren
- Eintritt frei | Sitzplatzreservierung unter info[at]debatte-muenster.de