Vortrag

Sonntag, 12. September 2021 15.00 – 17.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Vortrag

Zur Geschichte der Einwanderung nach Deutschland

Stadtspaziergang

Ein Stadtspaziergang zur Geschichte der Einwanderung nach Deutschland - Vom Halleschen zum Kottbusser Tor

"Wer baute das siebentorige Theben?" Das hat Bertolt Brecht in einem berühmten Gedicht gefragt. "In den Büchern stehen die Namen von Königen. Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?"

Und wer baute die Kanäle in und um Berlin und das Reichstagsgebäude?

Darunter waren viele Arbeiter*innen aus Italien und Osteuropa, die im späten 19.Jahrhundert auch nach Berlin kamen.

Das ist ein fast vergessene Geschichte, die auf dem Spaziergang angesprochen wird, der
vom U-Bahnhof Hallesches Tor über den Mehringplatz zum Landwehrkanal und dort gemütlich bis zum Kottbusser Tor führt.

1961 kamen auf der Grundlage des in diesem Jahre abgeschlossenen „Anwerbeabkommens“ zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei Einwander*innen aus der Türkei auch nach West-Berlin.
In den 1970ern war längst eine Einwanderungssituation entstanden. Schon damals war die Zeit reif dafür, diesen Einwander*innen - „Gastarbeiter*innen“ genannt – gleiche Rechte zu geben und z.B. die Einbürgerung zu erleichtern.

Letzteres geschah erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Diese Verweigerung der Realität durch die Politik hat bis heute schlechte Folgen: sie heißen Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Bei dem rassistischen Terroranschlag von Hanau vom 19.Februar 2020 wurden nicht zuletzt Nachkommen von „Gastarbeiter*innen“ ermordet. Heute engagiert sich z.B. die „Migrantifa“ für gleiche Rechte und gegen Rassismus.

In der Geschichte der Einwanderung nach Deutschland und nach Berlin gab es immer wieder Organisationen und Initiativen, mit denen Einwander*innen ihre wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Interessen vertreten haben: von der 1902 im Ruhrgebiet gegründeten Polnischen Berufsvereinigung (polnisch: Zjednoczenie Zawodowe Polskie) (ZZP) über Mitglieder des „Jüdischen Arbeiterbundes“ auch im Berlin des Kaiserreichs und Widerstandsgruppen von osteuropäischen Zwangsarbeiter*Innen gegen die mörderische Ausbeutung unter dem Naziregime bis hin zu den unabhängigen Streiks von Einwander*innen in verschiedenen Städten der Bundesrepublik im Jahr 1973 und bis hin z.B. zum Migrationsrat Berlin in diesen Tagen.

Das sind nur einige Beispiele aus sehr unterschiedlichen Epochen und dramatisch verschiedenen politischen Systemen in Deutschland von den 1890ern bis zur Gegenwart.

Heute geht es oft nicht mehr um Einwanderung und Migration. So hat der Migrationsrat Berlin vor kurzem kritisch festgestellt:

“Neben Schwarzen Deutschen, deutschen Sinti:zze und Rom:nja und deutschen Jüd:innen äußern auch Nachkommen ehemaliger Einwander:innen, dass sie zwar Rassismus erleben, aber aber keinen Zusammenhang mit einem ‘Migrationshintergrund’ erkennen. Das Problem heißt Rassismus.”

(Vorstoß: 35 Prozent-Quote in der Berliner Verwaltung - Migrationsrat Berlin e.V. :: Migrationsrat Berlin e.V.)


Die Teilnahme ist kostenfrei.

Der Stadtspaziergang ist teilnahmebegrenzt auf 10 Personen, um den nötigen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern für Teilnehmende und Passant*innen zu gewährleisten.Wir appellieren an alle selbstständig darauf zu achten, dass dieser Mindestabstand zu jeder Zeit eingehalten wird. Es wird eine Führungsanlage geben, mit Kopfhörern für alle Teilnehmenden. Aufgrund der geringen Teilnehmer*innenanzahl erwarten wir eine hohe Verbindlichkeit bei einer Anmeldung! Obwohl die Veranstaltung nicht in geschlossenen Räumen stattfindet wird das Tragen einer FFP2-Maske empfohlen!

Der Treffpunkt wird nach der Anmeldung mitgeteilt.

Teilnahmebedingungen:
- FFP2-Maske
- aktueller Corona-Schnelltest vom 12. September (kein Selbsttest!)
- alternativ Nachweis einer vollständigen Impfung, die mind. 14 Tage alt ist oder Corona-Genesung (nicht länger als 6 Monate her)

Der Referent, Martin Forberg, M.A. (Neuere Geschichte, Soziologie und Ethnologie) ist in der Politischen Bildung, als Publizist und als Stadtspaziergangsleiter tätig. Er ist Mitglied in den Arbeitskreisen Wirtschaft & Soziales und Migration & Bewegungsfreiheit des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung.

Die Veranstaltung wird mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin realisiert.
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch