Vortragsreihe
- Montag, 02. Mai 2022 18.00 – 19.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Feminismus und Kinder
Ein Blick in die französische und italienische Gegenwartsliteratur
Ringvorlesung "Feminismus in deutscher und französischer Perspektive"
Eine Kooperation mit der Romanistik, dem CERC und dem Institut français der Universität Bonn.
Die gesamte Ringvorlesung und weitere Informationen sind auf den Seiten des Institut francais zu finden.
Ein Kind zu bekommen und großzuziehen, bedeutet für alle in diesen Prozess involvierten Personen einen großen Einschnitt in ihr gewohntes Leben, vor allem aber für die Person, welche die Care-Arbeit übernimmt. Durch Schwangerschaft, Geburt, die Grundversorgung des Säuglings in seinen ersten Lebensmonaten, die innerhalb einer unauflöslich scheinenden Mutter-Kind-Symbiose vonstattengeht, fällt diese Aufgabe meistens der Frau (oder dem nicht-binären oder Transgender-Mann) zu. Das Thema "Mutterschaft" spaltet die feministische Bewegung deshalb seit jeher in zwei Lager: Während die einen Mutterschaft als Fessel und "Methode" zur Unterdrückung der Frau bzw. Bindung an den Mann verstehen, sind für die anderen mit dem Mutter-Sein spezifisch weibliche Werte verbunden, die es in der Gesellschaft zu stärken gilt.
Ein veränderter Männlichkeitsdiskurs in westlichen Gesellschaften zeigt, dass "Vaterschaft" in den letzten Jahrzehnten tatsächlich neu gedacht wurde und doch sieht die dritte Welle des Feminismus die Gleichberechtigung der Geschlechter noch immer nicht verwirklicht. Hierfür bedarf es einer weitgehenderen Definition von Gleichberechtigung, die die Verteilung von Aufgaben des Gemeinwesens, Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Entwicklungschancen umfasst.
Der Vortrag will sich dem Thema "Feminismus und Kinder" aus der Perspektive der französischen und italienischen Gegenwartsliteratur nähern. Vorgestellt werden die unter anderem literarisch verarbeitenden Positionen zweier populärer Autorinnen, Virginie Despentes und Elena Ferrante, die in ihren Werken die Problematiken der Emanzipation von Frauen, die zu Müttern werden, thematisieren und dabei auch nicht die Rollen der Männer vernachlässigen. Spielt sich für einen von Despentes männlichen Protagonisten aus dem Erfolgsroman Vernon Subutex (2017) "der Kampf der Geschlechter" heutzutage am Wickeltisch ab, da Männer um die Ausbildung ihrer Vaterrolle kämpfen müssten, wird beispielsweise in Ferrantes La figlia oscura (2006) deutlich, dass die Frau auf ihre vermeintlichen Vorrechte als Mutter bei der Kinderversorgung doch gerne verzichtet, aber nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung, sondern auch Gewissenskonflikten zu kämpfen hat. Welche Wege die beiden Autorinnen finden, den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs literarisch abzubilden und dabei zu Neubewertung von überholt geltenden feministischen Ansprüchen auffordern, soll im Fokus des Vortrags stehen.
Dr. Cora Rok ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg, wo sie im Bereich der französischen und italienischen Literatur- und Filmwissenschaft lehrt und forscht. Ihre Dissertation zur Darstellung von Entfremdung in der italienischen Gegenwartsliteratur, die sie 2019 im Rahmen des trinationalen Graduiertenkollegs der Universitäten Bonn, Firenze und Paris-Sorbonne verteidigte, gewann den Nachwuchspreis des Deutschen Italianistenverbands. Zu ihren Forschungsinteressen gehören insbesondere literarische sowie filmische Produktionen des 20. und 21. Jahrhunderts, die Kapitalismuskritik und Identitätsfragen behandeln, sowie allgemein Literatur- und Filmtheorien. Im Zentrum ihres Habilitationsprojekts steht die Modulation des Scham-Affekts in der französischen Literatur der Romantik bis zum Naturalismus.
Dr. Annika Gerigk ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Universität Bonn, wo sie im Bereich der italienischen und spanischen Literaturwissenschaft lehrt und forscht. Im Rahmen des trinationalen Graduiertenkollegs der Universitäten Bonn, Firenze und Paris-Sorbonne verteidigte sie 2021 ihre Dissertation zum Thema "Grenzgänge ans Nichts. Orientierungsversuche in Giacomo Leopardis Canti". Zuvor arbeitete sie am Internationalen Kolleg Morphomata an der Universität zu Köln und war hier für das Festival für Weltliteratur Poetica zuständig. Im Zentrum ihres Postdoc-Projekts steht die Darstellung von Widerspenstigen Frauen in der italienischen und spanischen Literatur des 16. Jahrhunderts.
Weitere Termine der Vorlesungsreihe:
immer montags von 18-19:30 Uhr
16.05. Dr. Cornélia Möser (Politikwissenschaftlerin und Soziologin, CNRS) über "Das feministische Denken als wandernde Theorie: einige deutsch-französische Beispiele"
23.05. Cécile Calla und Barbara Peveling (Journalistinnen und Autorinnen, Begründerinnen des Podcasts Medusa spricht Méduse parle) über "Mehr Raum für den weiblichen Körper in der deutsch-französischen Beziehung" auf deutsch
30.05. Prof. Dr. Marion Gymnich (Anglistik, Universität Bonn) über "Postfeminismus, Intersektionaler Feminismus - Was bedeutet Feminismus heute?" auf deutsch
13.06. Prof. Dr. Kristina Schulz (Geschichte, Université de Neuchâtel) über "Feminismus in den 68er Jahren: Transnationale Perspektiven" - online
27.06. Prof. Dr. Hélène Merlin-Kajman (Litteratur, Universität Paris-Sorbonne III) über "Féminin et masculin dans la langue" auf französisch
4.07. Podiumsgespräch über "Ökologie und Feminismus" mit Katja Dörner, Feminist*innen und Klimaaktivist*innen auf deutsch und französisch
Eine Kooperation mit der Romanistik, dem CERC und dem Institut français der Universität Bonn.
Die gesamte Ringvorlesung und weitere Informationen sind auf den Seiten des Institut francais zu finden.
Ein Kind zu bekommen und großzuziehen, bedeutet für alle in diesen Prozess involvierten Personen einen großen Einschnitt in ihr gewohntes Leben, vor allem aber für die Person, welche die Care-Arbeit übernimmt. Durch Schwangerschaft, Geburt, die Grundversorgung des Säuglings in seinen ersten Lebensmonaten, die innerhalb einer unauflöslich scheinenden Mutter-Kind-Symbiose vonstattengeht, fällt diese Aufgabe meistens der Frau (oder dem nicht-binären oder Transgender-Mann) zu. Das Thema "Mutterschaft" spaltet die feministische Bewegung deshalb seit jeher in zwei Lager: Während die einen Mutterschaft als Fessel und "Methode" zur Unterdrückung der Frau bzw. Bindung an den Mann verstehen, sind für die anderen mit dem Mutter-Sein spezifisch weibliche Werte verbunden, die es in der Gesellschaft zu stärken gilt.
Ein veränderter Männlichkeitsdiskurs in westlichen Gesellschaften zeigt, dass "Vaterschaft" in den letzten Jahrzehnten tatsächlich neu gedacht wurde und doch sieht die dritte Welle des Feminismus die Gleichberechtigung der Geschlechter noch immer nicht verwirklicht. Hierfür bedarf es einer weitgehenderen Definition von Gleichberechtigung, die die Verteilung von Aufgaben des Gemeinwesens, Erwerbsarbeit, Familienarbeit und Entwicklungschancen umfasst.
Der Vortrag will sich dem Thema "Feminismus und Kinder" aus der Perspektive der französischen und italienischen Gegenwartsliteratur nähern. Vorgestellt werden die unter anderem literarisch verarbeitenden Positionen zweier populärer Autorinnen, Virginie Despentes und Elena Ferrante, die in ihren Werken die Problematiken der Emanzipation von Frauen, die zu Müttern werden, thematisieren und dabei auch nicht die Rollen der Männer vernachlässigen. Spielt sich für einen von Despentes männlichen Protagonisten aus dem Erfolgsroman Vernon Subutex (2017) "der Kampf der Geschlechter" heutzutage am Wickeltisch ab, da Männer um die Ausbildung ihrer Vaterrolle kämpfen müssten, wird beispielsweise in Ferrantes La figlia oscura (2006) deutlich, dass die Frau auf ihre vermeintlichen Vorrechte als Mutter bei der Kinderversorgung doch gerne verzichtet, aber nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung, sondern auch Gewissenskonflikten zu kämpfen hat. Welche Wege die beiden Autorinnen finden, den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs literarisch abzubilden und dabei zu Neubewertung von überholt geltenden feministischen Ansprüchen auffordern, soll im Fokus des Vortrags stehen.
Dr. Cora Rok ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg, wo sie im Bereich der französischen und italienischen Literatur- und Filmwissenschaft lehrt und forscht. Ihre Dissertation zur Darstellung von Entfremdung in der italienischen Gegenwartsliteratur, die sie 2019 im Rahmen des trinationalen Graduiertenkollegs der Universitäten Bonn, Firenze und Paris-Sorbonne verteidigte, gewann den Nachwuchspreis des Deutschen Italianistenverbands. Zu ihren Forschungsinteressen gehören insbesondere literarische sowie filmische Produktionen des 20. und 21. Jahrhunderts, die Kapitalismuskritik und Identitätsfragen behandeln, sowie allgemein Literatur- und Filmtheorien. Im Zentrum ihres Habilitationsprojekts steht die Modulation des Scham-Affekts in der französischen Literatur der Romantik bis zum Naturalismus.
Dr. Annika Gerigk ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Universität Bonn, wo sie im Bereich der italienischen und spanischen Literaturwissenschaft lehrt und forscht. Im Rahmen des trinationalen Graduiertenkollegs der Universitäten Bonn, Firenze und Paris-Sorbonne verteidigte sie 2021 ihre Dissertation zum Thema "Grenzgänge ans Nichts. Orientierungsversuche in Giacomo Leopardis Canti". Zuvor arbeitete sie am Internationalen Kolleg Morphomata an der Universität zu Köln und war hier für das Festival für Weltliteratur Poetica zuständig. Im Zentrum ihres Postdoc-Projekts steht die Darstellung von Widerspenstigen Frauen in der italienischen und spanischen Literatur des 16. Jahrhunderts.
Weitere Termine der Vorlesungsreihe:
immer montags von 18-19:30 Uhr
16.05. Dr. Cornélia Möser (Politikwissenschaftlerin und Soziologin, CNRS) über "Das feministische Denken als wandernde Theorie: einige deutsch-französische Beispiele"
23.05. Cécile Calla und Barbara Peveling (Journalistinnen und Autorinnen, Begründerinnen des Podcasts Medusa spricht Méduse parle) über "Mehr Raum für den weiblichen Körper in der deutsch-französischen Beziehung" auf deutsch
30.05. Prof. Dr. Marion Gymnich (Anglistik, Universität Bonn) über "Postfeminismus, Intersektionaler Feminismus - Was bedeutet Feminismus heute?" auf deutsch
13.06. Prof. Dr. Kristina Schulz (Geschichte, Université de Neuchâtel) über "Feminismus in den 68er Jahren: Transnationale Perspektiven" - online
27.06. Prof. Dr. Hélène Merlin-Kajman (Litteratur, Universität Paris-Sorbonne III) über "Féminin et masculin dans la langue" auf französisch
4.07. Podiumsgespräch über "Ökologie und Feminismus" mit Katja Dörner, Feminist*innen und Klimaaktivist*innen auf deutsch und französisch
- Adresse
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▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Nordrhein-Westfalen
- Sprache
- Deutsch
- Teilnahmegebühren
- Der Termin ist auf deutsch. Privatpersonen, die in den Hörsaal kommen, melden sich bitte unter kulturassistent@uni-bonn.de an. <br />Liveübertragung via Zoom. Zugang ist oben auf dieser Seite zu finden.