Lesung und Gespräch
- Mittwoch, 30. November 2022 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
"Ihr seid noch nicht besiegt" von Alaa Abd El-Fattah
Alaa Abd El-Fattah, ohne Zweifel einer der bekanntesten politischen Gefangenen Ägyptens, hat den Großteil der vergangenen zehn Jahre in Haft verbracht – unter Husni Mubarak und Mohammed Mursi ebenso wie unter Abdel Fattah al-Sisi. Zuletzt wurde er erneut 2019 verhaftet. Seit April dieses Jahres befand er sich im Hungerstreik. Vom 6. November, dem Beginn der in diesem Jahr von Ägypten ausgerichteten UN-Klimakonferenz, bis zum 12. November nahm er außerdem kein Wasser zu sich. Damit hat er sich in eine lebensbedrohliche Situation begeben, um seiner Forderung freigelassen zu werden, Nachdruck zu verleihen. Nach einem körperlichen Zusammenbruch beschloss er am 14. November auch seinen Hungerstreik für einige Zeit zu unterbrechen.Trotz großer internationaler Solidarität von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen sowie Vertreter*innen verschiedener Regierungen ist seine Freilassung jedoch noch immer nicht in Sicht.
Bereits 2017 schrieb Alaa Abd El-Fattah aus seiner Haft im berüchtigten Tora-Gefängnis: „Im Gegensatz zu mir seid ihr noch nicht besiegt.“ Damit wendete er sich an all jene, die weiterhin öffentlich das Unrecht anprangern können, das ihm und zehntausenden Anderen seit Jahren widerfährt: Das ägyptische Regime unterdrückt eine Debatte über Menschenrechtsverbrechen, indem es seine Kritiker*innen gewaltsam verschwinden lässt, foltert und inhaftiert und selbst Familienangehörigen kaum Kontakt zu ihnen gewährt.
Dennoch hat Abd El-Fattah immer wieder Wege gefunden, seine gleichermaßen persönlichen wie politischen Gedanken mit seinen Mitstreiter*innen zu teilen. Dank der mühevollen und gefährlichen Arbeit eines Kollektivs sind nun erstmal die gesammelten Texte auf Deutsch erschienen. Sie umfassen neben aus dem Gefängnis geschmuggelten Essays auch Abd El-Fattahs Reden, die er während der seltenen Gerichtsverhandlungen hielt und öffentliche Beiträge in den sozialen Medien.
Anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Ausgabe von "Ihr seid noch nicht besiegt" lädt die Heinrich-Böll-Stiftung zu einer Lesung ausgewählter Texte ein. Das anschließende Gespräch fokussiert die Situation politischer Gefangener in Ägypten und die Frage, wie die deutsche und europäische Außenpolitik auf die Menschenrechtsverletzungen in Ägypten reagieren kann und sollte.
Begrüßung und Einführung: Dr. Imme Scholz, Vorstand, Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Gelesen von: Aysima Ergün, Schauspielerin, Berlin
Ein Gespräch mit:
- Dr. Julia Duchrow, stellvertretende Generalsekretärin Amnesty International Deutschland, Berlin
- Omar Robert Hamilton, Filmemacher, Autor und Cousin von Alaa Abd El-Fattah, London
- Max Lucks, Mitglied des Deutschen Bundestags, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
- Dr. Alia Mossallam, assoziierte wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forum Transregionale Studien, Berlin
Moderation: Anna Schwarz, Referentin Nordafrika, Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Mit einem musikalischen Beitrag von: Khyam Allami, Multiinstrumentalist, Berlin
Eine Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit Verlag Klaus Wagenbach.
Veranstaltungsort:
silent green
Gerichtstraße 35
13347 Berlin
Information:
Anna Schwarz
Referentin Nordafrika
E anna.schwarz@boell.de
- Adresse
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▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
- Sprache
- Deutsch
- Englisch
- Simultanübersetzung