Buchvorstellung

Donnerstag, 13. Oktober 2022 19.00 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Buchvorstellung

Im Fokus der Kamera. Fotografien aus dem Getto Lodz.

Die Kontextualisierung und Analyse der außergewöhnlich vielfältigen fotografischen Bestände des Getto Lodz erlaubt es, das Bild von Täter*innen wie auch von Verfolgten zu differenzieren und Letztere als Akteur*innen in der Lebenswelt des Gettos sichtbar zu machen.

Das Getto Lodz hatte als eines der größten Gettos durch die Propagierung von Arbeit als Überlebensstrategie eine besondere Stellung inne, die zu regen fotografischen Aktivitäten führte: Vertreter militärischer Einheiten, Polizisten, Funktionäre und zivile Fotografierende waren mit Kameras unterwegs, um ihre jeweilige Arbeit und ihre Erfolge sowie ihren Blick auf die jüdische Bevölkerung festzuhalten. Jüdische Fotografen fertigten im Auftrag des sogenannten Judenrats Passbilder für die Identitätskarten der Gettobewohner*innen und dokumentierten die kommunalen Einrichtungen und Arbeitsstätten des Gettos. Zudem nutzten sie das fotografische Material, um im Geheimen den Alltag im Getto, den Kampf ums Überleben, ihre Lieben und die Deportationen zu fotografieren. Ihre Aufnahmen sind zum Teil der "amidah", dem kulturellen Widerstand im Getto zuzurechnen. Ihre Perspektiven sind allerdings nicht identisch: Unterschiedliche Freundschafts- und Familienbeziehungen, ästhetische Vorlieben, fotografische Stile, Ausbildungen, Techniken, Unterstützer*innen und intendierte Verwendungen haben ihren fotografischen Blick auf die Menschen im Getto und die Konstruktion ihrer Aufnahmen wesentlich beeinflusst.

Die Sozialwissenschaftlerin Tanja Kinzel kontextualisiert die fotografischen Bestände des Gettos und analysiert die Perspektiven der Fotografierenden. Dieser Fokus erlaubt es, die verschiedenen Sichtweisen auf das Getto bzw. auf die Lebenswelten im Gettos zu differenzieren. Während die Aufnahmen der deutschen Funktionäre und Soldaten sichtbar machen, in welchem unterschiedlichen Ausmaß sie von Voyeurismus, Neugier, Überlegenheitsgefühlen und Abwehr motiviert waren, zeigen die Fotografien der jüdischen Fotografen heterogene fotografische Möglichkeiten widerständiger Selbstbeschreibungen auf.

In ihrem Vortrag bezieht sie sich auf ihr Buch "Im Fokus der Kamera. Fotografien aus dem Getto Lodz" (2021).

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Die Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch