
Online-Veranstaltung
- Donnerstag, 28. Oktober 2021 19.30 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Leben in der Risikogesellschaft
Online-Vortrag von Prof. Dr. Cordula Kropp (Stuttgart)
Klimawandel und Pandemie erschüttern die moderne Erwartung, dass im Prinzip alles planbar und kontrollierbar sei. Wie die früheren Risikodiskurse zu Gentechnik, Kernkraft und Terrorismus stellen sie die bisherigen Problemlösungsroutinen und Leitbilder in Frage. Die Seuche wird nicht als Schicksal, sondern als Steuerungs- und Koordinationsaufgabe, sogar als Wettbewerbsmerkmal wahrgenommen. Ungewöhnlich ist allerdings, dass wie schon bei Finanz- und Integrationskrise (2008/9, 2015) eine neue Polarisierung zwischen technokratischen und populistischen Formen der Entscheidungsbegründung zu beobachten ist. Wahrgenommene Risiken zogen stets Wissens-, Deutungs- und Interessenskonflikte zwischen Entscheidern und Betroffenen nach sich. Für Ulrich Beck war das ein zentrales Merkmal der Risikogesellschaft, in dem er eine Chance sah, nämlich kollektive Lernprozesse, mit deren Hilfe es gelingen kann, die nicht-intendierten Nebenfolgen einer demokratischen Bearbeitung in der »reflexiven Moderne« zuzuführen. Regiert aber der Ausnahmezustand, werden genau diese Chancen verschenkt. Der Vortrag geht der Frage nach, ob und inwiefern die Risikopolitik der vergangenen Monate als Musterbeispiel für den gesellschaftlichen Umgang mit dem Klimawandel taugt.
Zur Referentin
Die Soziologin Cordula Kropp ist Direktorin des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) in Stuttgart. Aus der Sicht der Umwelt-, Risiko- und Techniksoziologie untersucht sie die Herausforderungen der Gegenwart durch Klimawandel, Pandemie und Künstliche Intelligenz.
Ihr Vortrag eröffnet die Online-Tagung Über Leben in der Risikogesellschaft, die wir gemeinsam mit der Katholischen Akademie 35 Jahre nach Erscheinen von Ulrich Becks epochaler Studie Risikogesellschaft veranstalten.
In Kooperation mit der Katholischen Akademie Freiburg, dem Studium generale der Universität Freiburg und dem Theater Freiburg.
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- Veranstalter*in
- Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
- Sprache
- Deutsch
- Teilnahmegebühren
- kostenfrei